Beim Sockenkauf nicht die Hose runterlassen:
Rechnungskauf darf nicht zur Datenkrake zu werden

Berlin, 29. Juli 2025 — Die EU will die Aus­gaben ihre Bürg­erin­nen und Bürg­er stärk­er kon­trol­lieren, um sie vor Über­schul­dung zu schützen. Die Ver­braucherkred­itrichtlin­ie schreibt unter anderem vor, den beson­ders beliebten Kauf auf Rech­nung in vie­len Fällen wie ein Kred­itver­trag zu behan­deln. Bei allen Einkäufen – selb­st für kleinere Beträge – müssten Kundin­nen und Kun­den dann umfan­gre­iche Einkom­mens- und Aus­gaben­prü­fun­gen über sich erge­hen lassen. Auch sollen sie nach Vorstel­lung des Geset­zge­bers Warn­hin­weise über „Risiken“ des Kaufs auf Rech­nung erhal­ten, was dem hohen Ver­trauen in die beson­ders sichere Bezahl­meth­ode schaden würde.

Der bevh warnt die Bun­desregierung bei der Umset­zung der Richtlin­ie ein­dringlich davor, die Daten­sam­mel­wut der EU zu unter­stützen. Andern­falls wür­den viele Ver­braucherin­nen und Ver­brauch­er zu risiko­r­e­icheren Bezahlarten wech­seln, wie eine repräsen­ta­tive Umfrage im Auf­trag des bevh zeigt. Wir fordern deshalb in den aktuellen Ver­hand­lun­gen dazu auf, die Prüf­pflicht­en so zu gestal­ten, dass Dat­en so sparsam wie möglich und je nach Kauf­summe ver­hält­nis­mäßig erhoben wer­den müssen. Der aktuelle Entwurf ist auf einem guten Weg dahin und darf auf keinen Fall ver­schärft werden.

„Käufe auf Rech­nung sind zins­frei und haben kurze Zahlungsziele. Das Über­schul­dungsrisiko ist min­i­mal. Daher haben sie ein völ­lig anderes Risiko­pro­fil als Ver­braucherkred­ite. Den Kundin­nen und Kun­den ist schw­er zu ver­mit­teln, warum sie sich den­noch umfassend gläsern machen sollen“, erk­lärt Daniela Bleimaier, Lei­t­erin Pub­lic Affairs Deutsch­land & Regionales beim bevh.

Mehr Daten, weniger Sicherheit

Ein­er aktuellen Umfrage zufolge genießt der Kauf auf Rech­nung in heutiger Form aller­höch­stes Ver­braucherver­trauen. Sicher­heit und mehr Kon­trolle über das eigene Aus­gaben­ver­hal­ten zu haben (53 Prozent) sind dem­nach die wichtig­sten Motive, warum Ver­braucherin­nen und Ver­brauch­er die Bezahlart bevorzu­gen. Nur 3,7 Prozent wählen ihn wegen eines Zahlungsauf­schubs oder ein­er Zahlungsaufteilung. Ger­ade für alltägliche Einkäufe erscheint er den meis­ten ide­al: Zwei Drit­tel der Nutzerin­nen und Nutzer (64 Prozent) täti­gen damit vor allem kleinere Einkäufe von unter 100 Euro. Nur wenige (6,3 Prozent) bezahlen damit auch ein­mal Anschaf­fun­gen von mehr als 250 Euro.

Umso gravieren­der ist für viele, dass ihr Aus­gaben­ver­hal­ten aus­gerech­net beim Kauf auf Rech­nung strenger überwacht wer­den kön­nte. Statt mehr Ver­trauen beim Shop­ping zu schaf­fen, dro­ht das Gegen­teil zu passieren: 42 Prozent wür­den sich „unsicher­er fühlen“, wenn sie bei jedem Einkauf finanziell durch­leuchtet wür­den. Nur 15 Prozent der Ver­brauchin­nen und Ver­brauch­er find­en, dass sie sich „sicher­er fühlen“ würden.

Frage: „Wie wür­den Sie sich dabei fühlen, für den Online-Kauf eines Paars Sock­en für 9,99 Euro auf Rech­nung zukün­ftig finanzielle Angaben (Einkom­men, Aus­gaben, Kon­toauszug) machen zu müssen?“ (Online-Käufer/-innen, die häu­fig auf Rech­nung kaufen)

Eine deut­liche Mehrheit von 57 Prozent der Ver­braucherin­nen und Ver­brauchen hal­ten es für unwahrschein­lich, dass sie nach ein­er Bonität­sprü­fung für kleine Einkäufe nochmals per Kauf auf Rech­nung bezahlen würde. Inter­es­sant ist auch: Danach gefragt, auf welche Bezahlart sie auswe­ichen wür­den, wenn der Kauf auf Rech­nung nicht mehr in Frage kommt, gaben 53,4 Prozent Pay­Pal und 22,4 Prozent Klar­na an, also aus­gerech­net jene Bezahl­dien­stleis­ter, die beim Check-out mit Ratenkred­iten als Alter­na­tive werben.

Die Ergeb­nisse der Umfrage basieren auf ein­er repräsen­ta­tiv­en Stich­probe von 2.306 Ver­braucherin­nen und Ver­brauch­ern, die häu­fig im Inter­net einkaufen. Die Umfrage wurde von Civey im Auf­trag des bevh im Zeitraum vom 26. Juni bis 27. Juni 2025 durchgeführt.

Pressekon­takt

Frank Düssler
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