Zu der Branchen­ver­anstal­tung im Köl­ner Messe­hochhaus kamen rund 80 Teil­nehmerin­nen und Teil­nehmer. Foto: VDM/VHK

Perspektivwechsel beim digitalen Produktpass – Mehr Chance als Regulatorik für die Möbelbranche 

Bei ein­er Branchen­ver­anstal­tung der Ver­bände der Deutschen Möbe­lin­dus­trie in Köln haben am Don­ner­stag Exper­tin­nen und Experten über den dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass (DPP) disku­tiert und die damit ver­bun­de­nen Chan­cen beleuchtet. Unter dem Titel „Per­spek­tivwech­sel beim dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass – Mehr Chance als Reg­u­la­torik für die Möbel­branche“ standen die poten­ziellen Mehrw­erte ent­lang der gesamten Wertschöp­fungs­kette im Fokus. Der dig­i­tale Pro­duk­t­pass, der im Rah­men der EU-Ökode­sign-Verord­nung für nach­haltige Pro­duk­te (ESPR) einge­führt wird, soll voraus­sichtlich von 2030 an für jedes Möbel­stück wichtige Infor­ma­tio­nen etwa zu Kom­po­nen­ten, Mate­ri­alien, Reparier­barkeit, Ersatzteilen und fachgerechter Entsorgung bereitstellen.

„Wir möcht­en dazu beitra­gen, dass die Möbel­branche den dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass nicht nur als reg­u­la­torische Pflicht, son­dern vor allem als strate­gis­ches Werkzeug für eine nach­haltige Unternehmensen­twick­lung begreift“, sagten Jan Kurth, Geschäfts­führer der Ver­bände der Deutschen Möbe­lin­dus­trie, und Olaf Plümer, Geschäfts­führer des Dat­en Com­pe­tence Cen­ter (DCC), zur Begrüßung der rund 80 Teil­nehmenden im Hochhaus der Koelnmesse.

Nina Stock, Ober­regierungsrätin im Refer­at Digitalisierung/Industrie 4.0 des Bun­desmin­is­teri­ums für Wirtschaft und Energie, erläuterte die Chan­cen für Unternehmen aus der Möbel­branche, die sich durch den dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass als Schlüs­sel zu mehr Trans­parenz, Effizienz und nach­halti­gen Geschäftsmod­ellen ergäben. „Der dig­i­tale Pro­duk­t­pass wird kom­men. Wer ihn heute klug ein­set­zt, spart mor­gen nicht nur Kosten, son­dern gewin­nt Märk­te, Kun­den und Vertrauen.“

Über den aktuellen Stand der Umset­zung auf EU-Ebene informierte Franziska Zibold, Ref­er­entin in der Gen­eraldirek­tion Bin­nen­markt, Indus­trie, Unternehmer­tum und KMU der Europäis­chen Kom­mis­sion. Die Ein­führung des dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass­es erfol­gt gestaffelt und begin­nt mit großen Bat­te­rien ab Feb­ru­ar 2027. Ab Ende 2027 wer­den sukzes­sive weit­ere Pro­duk­t­grup­pen inte­gri­ert. Die Kom­mis­sion plane tech­nis­che Leit­fä­den für die Reg­istrierung von dig­i­tal­en Pro­duk­t­pässen sowie Open-Source-Tools, die Unternehmen bei der Erstel­lung und Vali­dierung von dig­i­tal­en Pro­duk­t­pässen unter­stützen sollen, berichtete Zibold in ihrem Online-Vortrag.

Der bei BASF für die Ein­heit „Dig­i­tal Data Chain“ (dig­i­tale Daten­kette) ver­ant­wortliche Pro­duk­t­man­ag­er Christoph Atti­la Kun zeigte auf, dass sich mit Hil­fe des dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass­es nicht nur Pro­duk­t­in­for­ma­tio­nen automa­tisiert für die Kun­den bere­it­stellen, son­dern auch das inner­be­triebliche Infor­ma­tion­s­man­age­ment und der Aus­tausch mit Liefer­an­ten effizient gestal­ten lassen. Anhand von Beispie­len aus der Möbel‑, Tex­til- und Kos­metik­branche verdeut­licht­en Thomas Röd­ding, Chief Exec­u­tive Offi­cer der Nar­ravero GmbH, und Dirk Schroed­er, Senior Sales Exec­u­tive bei Nar­ravero, „dass der dig­i­tale Pro­duk­t­pass ein geziel­teres Mar­ket­ing und einen verbesserten Ser­vice ermöglicht“.

Referierten und disku­tierten über den dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass (von links nach rechts): Alexan­der Rhetz (Otto), Jan Kurth (VDM/VHK), Christoph Atti­la Kun (BASF), Nina Stock (BMWE), Dirk Krup­ka (Häck­er Küchen), Olaf Plümer (DCC), Alexan­der König (GS1 Ger­many), Patrick Sönke (Inte­grat­ed Worlds) und Thomas Röd­ding (Nar­ravero). Foto: VDM/VHK

Peter Jür­gens, Chief Infor­ma­tion Offi­cer der Polipol-Hold­ing und Vor­standsvor­sitzen­der des Dat­en Com­pe­tence Cen­ter, machte auf die Chan­cen des dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass­es aufmerk­sam: “Größer denken ist jet­zt möglich.” Foto: VDM/VHK

Wie sich Unternehmen aus der Kon­sumgüter­branche auf die Ein­führung des dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass­es vor­bere­it­en, erläuterte Alexan­der König, Senior Man­ag­er Sus­tain­abil­i­ty bei der GS1 Ger­many GmbH. Anhand von Prax­is­fällen zeigte er, welche Chan­cen sich für Trans­parenz, Kreis­laufwirtschaft und Kun­den­er­leb­nis bieten. Aus Sicht des Han­dels beschrieb Alexan­der Rhetz, Head of Qual­i­ty and Com­pli­ance Man­age­ment bei Otto, warum Insel­lö­sun­gen nicht aus­re­ichen wer­den und wie über­greifende Ansätze zur Inte­gra­tion in beste­hende Prozesse ausse­hen könnten.

Darüber hin­aus stellte das Kon­sor­tium Furniture‑X Ansätze zur gemein­samen Bewäl­ti­gung der Her­aus­forderung vor. Die Ini­tia­tive Furniture‑X, in der sich Teil­nehmer aus Indus­trie, Han­del und Dig­i­tal­wirtschaft engagieren, wid­met sich der konkreten Umset­zung des dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass­es in der Möbel­branche. Patrick Sönke, Man­ag­ing Direc­tor der Inte­grat­ed Worlds GmbH, und Peter Jür­gens, Chief Infor­ma­tion Offi­cer der Polipol-Hold­ing und DCC-Vor­standsvor­sitzen­der, berichteten über Wege zur Verbesserung der Kom­mu­nika­tion zwis­chen Indus­trie und Han­del und über die Weit­er­en­twick­lung hin zu kreis­lauf­fähi­gen Geschäftsmodellen.

In der Diskus­sion mit den Teil­nehmenden kam der drin­gende Wun­sch der Möbel­her­steller zum Aus­druck, vom Geset­zge­ber so schnell wie möglich Klarheit über die detail­lierten reg­u­la­torischen Anforderun­gen an den dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass zu erhal­ten. Die Branche brauche rasch ein­deutige Richtlin­ien, um die Vor­bere­itun­gen entsprechend auszuricht­en, hieß es gle­ich mehrfach aus dem Pub­likum. „Wir als Möbelver­bände haben im Rah­men der anste­hen­den reg­u­la­torischen Aus­gestal­tung des dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass­es für Möbel die wichtige Auf­gabe, die Inhalte und prax­is­gerechte Umset­zung mitzugestal­ten“, sagte Kurth

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