Allensbach-Studie: Diese Digitalisierungs-Maßnahmen hat die Verpackungsindustrie umgesetzt

Die Ver­pack­ungsin­dus­trie ist auch für die Möbel­branche rel­e­vant. Jedes verkaufte Pro­dukt wird zum Schutz ver­packt oder für den Ver­sand in den dafür passenden Kar­ton geladen. Der Dig­i­tal­isierungs­grad in der Ver­pack­ungsin­dus­trie und die damit ver­bun­dene Flex­i­bil­ität und Schnel­ligkeit der ablaufend­en Prozesse, wirkt sich so indi­rekt auch auf die Möbel­branche aus. Dies hat uns dazu ver­an­lasst auch auf Moebel Digit@l die Inhalte ein­er aktuellen Allens­bach-Studie vorzustellen:

Die Mehrheit der Unternehmen in der Ver­pack­ungsin­dus­trie (59 Prozent) hält sich bei der Dig­i­tal­isierung für min­destens ‚ganz gut aufgestellt‘. Den­noch gibt es keine Dig­i­tal­isierungs-Maß­nahme, die von min­destens der Hälfte der Befragten schon umge­set­zt wor­den ist. Vorn auf der Liste: 46 Prozent haben sich mit Liefer­an­ten ver­net­zt, 36 Prozent Dat­en-getriebene Prozes­sop­ti­mierung einge­führt, 32 Prozent set­zen dig­i­tale Werkzeuge zur Min­imierung von Still­stän­den ein. Die Zufrieden­heit mit den Ergeb­nis­sen schwankt. Das ist das Ergeb­nis ein­er aktuellen Studie in der Ver­pack­ungsin­dus­trie in Deutsch­land, Öster­re­ich und der Schweiz des Insti­tuts für Demoskopie Allens­bach im Auf­trag der Unternehmens­ber­atung TTE Strat­e­gy.

  • Aktuelle Befra­gung von 81 Unternehmen durch das Insti­tut für Demoskopie Allensbach
  • Nur eine Min­der­heit ist bish­er ein­er Dig­i­tal­isierung-Strate­gie gefol­gt (34 Prozent)
  • Nur mit zwei Dig­i­tal­isierungs-Maß­nah­men ist eine Mehrheit der Unternehmen, die sie auch umge­set­zt haben, ‚sehr‘ zufrieden 

Auf den bei­den let­zten von 15 Plätzen zur Umset­zung von Dig­i­tal-Maß­nah­men liegen dig­i­tale Werkzeuge, die mith­il­fe von Kün­stlich­er Intel­li­genz (KI) Verkaufspoten­ziale ein­schätzen sowie ein smartes Beschw­erde- und Rekla­ma­tion­s­man­age­ment. Nur jew­eils fünf Prozent der befragten Unternehmen haben angegeben, das eine oder das andere einge­führt zu haben. Eben­falls nur sel­ten umge­set­zt: KI zu Opti­mierung von Trans­port- und Liefer­ket­ten (sechs Prozent), so genan­nte ‚Dig­i­tale Zwill­inge‘ (zwölf Prozent), vol­lau­toma­tisierte Lager (19 Prozent) und Prozess-Automa­tisierung (Robot­ic Process Automa­tion, 21 Prozent).

„Es lassen sich drei Trends in den Allens­bach-Zahlen erken­nen“, sagt Lars Lin­neko­gel, Grün­der und Man­ag­ing Direc­tor von TTE Strat­e­gy. „Erstens: Alle befragten Unternehmen haben sich dem The­ma Dig­i­tal­isierung angenom­men – aber keine Tech­nolo­gie wird bish­er von ein­er erkennbaren Mehrheit einge­set­zt. Zweit­ens: Die Unternehmen haben mehr Maß­nah­men umge­set­zt, um Kosten zu senken als um Umsatz zu steigern. Und drit­tens: Die Zufrieden­heit hin­sichtlich der umge­set­zten Maß­nah­men schwankt, auch wenn mehrheitlich eine grund­sät­zlich zufriedene Ten­denz ables­bar ist.“

Exper­i­mente über­wiegen, wenige Unternehmen haben eine Dig­i­tal­isierungs-Strate­gie entwickelt

38 Prozent der befragten Unternehmen, die dig­i­tale Werkzeuge zur Min­imierung von Still­stän­den einge­führt haben, sind mit diesen unzufrieden. Jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) äußert Unzufrieden­heit mit der Umset­zung von Dat­en-getrieben­er Prozes­sop­ti­mierung (Process Min­ing) sowie der Ver­net­zung mit Liefer­an­ten, 23 Prozent sind mit ihrem dig­i­tal­en Kun­den­por­tal nicht zufrieden. Eine beson­ders hohe Zufrieden­heit verze­ich­nen einge­führte vol­lau­toma­tisierte Lager (73 Prozent ‚sehr‘ zufrieden) und 3D-Druck­er (69 Prozent).

Während die Unternehmen bei allen unter­sucht­en Einzel­maß­nah­men mehrheitlich min­destens eher zufrieden sind, ist aber abseits der benan­nten Lager und 3D-Druck­er stets nur eine Min­der­heit ‚sehr‘ zufrieden (durch­schnit­tlich: 22,5 Prozent ohne die ger­ade benan­nten Maßnahmen).

Mögliche Gründe für diese eher nüchter­nen Bew­er­tun­gen liefern die Unternehmen in der Allens­bach-Befra­gung gle­ich mit: Mehr als zwei Drit­tel (68 Prozent) haben angegeben, dass die Zeit­pläne für die Ein­führung der Maß­nah­men nicht einge­hal­ten wer­den kon­nten. Bei 37 Prozent wur­den die zuvor prog­nos­tizierten Kosten über­schrit­ten. Nur 34 Prozent haben auf eine grund­sät­zliche Dig­i­tal­isierungs-Strate­gie geset­zt. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) arbeit­et dage­gen nur auf der Ebene von Einzel­maß­nah­men an der Dig­i­tal­isierung. Darum haben sich die Unternehmen vor allem von IT-Experten unter­stützten lassen (78 Prozent), nur eine kleine Min­der­heit von 14 Prozent hat auch strate­gis­che Exper­tise herangezogen.

„Jede einzelne Maß­nahme in sich kann ein großer Schritt für ein Unternehmen sein“, sagt Lars Lin­neko­gel. „Aber das eigentliche Poten­zial von Dig­i­tal­isierung ent­fal­tet sich, wenn man die strate­gis­che Per­spek­tive ein­nimmt. Erst diese ermöglicht es zu prüfen, ob man die richtige Pri­or­isierung gewählt hat, welch­es Know-how bere­its vorhan­den ist, das für eine erfol­gre­iche Umset­zung benötigt wird und wie man Maß­nahme auf Maß­nahme aufeinan­der auf­baut. Aus mein­er Sicht ist es immer bess­er zu exper­i­men­tieren, als nichts zu tun. Ersteres haben die Unternehmen bish­er getan. Das kann allerd­ings kein langfristiger Ansatz sein. Jet­zt gilt es, den Maß­nah­men einen echt­en strate­gis­chen ‚Scope‘ zu geben, um den zukün­fti­gen Wert­beitrag zur Gesam­ten­twick­lung des Unternehmens real­is­tisch einord­nen und damit gezielt steuern zu können.“

Fak­tor Men­sch wird häu­fig unter­schätzt: „Informieren und Auf­gaben verteilen heißt noch lange nicht ‚Mit­nehmen‘.“ 

Lars Lin­neko­gel sagt: „Wir sehen sehr häu­fig noch einen weit­eren Effekt, der zu Prob­le­men und damit zu Qual­ität­sein­bußen führt. Und das ist die fehlende Unter­stützung durch die Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er.“ In der Allens­bach-Unter­suchung geben 83 Prozent der Befragten an, dass die Ein­bindung der eige­nen Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er für den Erfolg von Dig­i­tal­isierungs­maß­nah­men ‚beson­ders wichtig‘ sei. 75 Prozent sehen das gle­ichzeit­ig als ‚größte Her­aus­forderung‘. Nahezu alle (89 Prozent) sind auch der Überzeu­gung, die Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er so früh wie möglich einge­bun­den und damit aus­re­ichend an Bord geholt zu haben.

„Die let­zte Aus­sage ver­wun­dert zunächst, wenn man es mit unseren Ein­blick­en in den Markt spiegelt“, sagt Lars Lin­neko­gel. „Auf den zweit­en Blick bestätigt sie jedoch, was wir häu­fig vorfind­en. Die Unternehmen glauben, sie hät­ten den ‚Buy In‘ der Mitar­beit­er, weil diese sich nicht aktiv wehren. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie wirk­lich mit­machen. Unter der Ober­fläche lehnen sie vor allem dann Verän­derun­gen ab, wenn sie nicht richtig einge­bun­den wur­den. Informieren und Auf­gaben verteilen heißt noch lange nicht ‚Mit­nehmen‘. Let­zteres ist aus unser­er Sicht der häu­fig­ste Fehler, der bei der Imple­men­tierung gemacht wird – und dieser Fehler hat oft sehr weitre­ichende und langfristige Konsequenzen.“

Bei nur 14 Prozent der befragten Unternehmen wur­den die Dig­i­tal­isierungs-Maß­nah­men aus Abteilun­gen wie Ver­trieb oder Pro­duk­tion her­aus ini­ti­iert. In 86 Prozent der Fälle wur­den die Prozesse dage­gen durch die Geschäfts­führung angestoßen, in 16 Prozent durch die IT-Abteilung. „Ger­ade auf der Ebene einzel­ner Verbesserungs­maß­nah­men kann man häu­fig beobacht­en, dass diese aus der Fach- und Arbeit­sebene her­aus begonnen wer­den“, sagt Lars Lin­neko­gel. „Das ist bei Dig­i­tal­isierung anscheinend nicht der Fall. Unternehmen soll­ten darum ein beson­deres Augen­merk darauf leg­en, wie engagiert die eige­nen Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er in diesem The­ma wirk­lich sind. Und Ansätze entwick­eln, um dieses ‚Engage­ment‘ aufzubauen und zu ihrem Vorteil zu nutzen.“

Über die Unter­suchung: TTE Pack­ag­ing Barom­e­ter ‚Dig­i­tal 2022‘

Im Auf­trag von TTE Strat­e­gy hat das Insti­tut für Demoskopie Allens­bach 81 Unternehmen aus der Ver­pack­ungsin­dus­trie in Deutsch­land (60), Öster­re­ich (9) und der Schweiz (12) auf ober­er Führungsebene hin­sichtlich der Dig­i­tal­isierung des eige­nen Unternehmens befragt. In Vier­tel der Unternehmen set­zt über 100 Mio. Euro im Jahr um, zehn Prozent mehr als 500 Mio. Euro.

Ein Schw­er­punkt der Studie liegt auf konkreten Aus­sagen zur fak­tis­chen Umset­zung von Maß­nah­men im eige­nen Unternehmen – und unter­schei­det sich dadurch von zahlre­ichen anderen Sek­tor-Stu­di­en auf Basis von Selbsteinschätzungen.