In Deutschland erhalten zu wenige Schülerinnen und Schüler Informatikunterricht

Im ver­gan­genen Schul­jahr haben lediglich 24 Prozent der Schü­lerin­nen und Schüler der Sekun­darstufe I in Deutsch­land Infor­matik als Pflicht­fach besucht. Es offen­baren sich weit­er­hin große Unter­schiede zwis­chen den Bun­deslän­dern. Zwar steigt mit dem Schul­jahr 2023/24 die Zahl der Bun­deslän­der, die einen verpflich­t­en­den Infor­matikun­ter­richt anbi­eten, von fünf auf sieben. Aber in den übri­gen Bun­deslän­dern find­et verbindlich­er Infor­matikun­ter­richt nach wie vor nur an einzel­nen Schulen oder als Wahlfach statt.

Chris­tine Regitz, Präsi­dentin der Gesellschaft für Infor­matik: „Die ständi­ge wis­senschaftliche Kom­mis­sion der Kul­tus­min­is­terkon­ferenz hat einen verbindlichen Infor­matikun­ter­richt in der Sekun­darstufe I im Umfang von zunächst vier und per­spek­tivisch sechs Wochen­stun­den emp­fohlen. Das heißt: Begin­nt die Sekun­darstufe I in der 5. Klasse sollte bis zur 10. Klasse pro Schul­jahr eine Wochen­stunde Infor­matik unter­richtet wer­den. Der Infor­matik-Mon­i­tor zeigt: Dieses Ziel liegt noch in weit­er Ferne. Während einige Bun­deslän­der Fortschritte machen, durch­laufen Schü­lerin­nen und Schüler in vie­len anderen Bun­deslän­dern die Sekun­darstufe I ohne verpflich­t­en­den Informatikunterricht.“

Volk­er Mey­er-Guck­el, Gen­er­alssekretär des Stifter­ver­ban­des: „Es ist ermuti­gend zu sehen, dass die Bun­deslän­der nach und nach dazu überge­hen, Infor­matik als All­ge­mein­bil­dung zu begreifen. Durch eine stärkere Ver­ankerung in den Lehrplä­nen der Sekun­darstufe leis­ten sie einen wirk­samen Beitrag zur Chan­cen­gle­ich­heit. Den­noch gibt es in ver­schiede­nen Bun­deslän­dern noch Lück­en in den Lehrplä­nen. Die Schü­lerin­nen und Schüler laufen Gefahr, die Schule ohne grundle­gende dig­i­tale und infor­ma­tis­che Kom­pe­ten­zen zu ver­lassen. Erfol­gschan­cen auf dem Arbeits­markt ins­beson­dere bei Frauen soll­ten nicht davon abhän­gen, in welchem Bun­des­land man aufwächst.“

Horst Nasko, Vor­stand der Heinz Nix­dorf Stiftung: „Die jüng­sten Entwick­lun­gen im Bere­ich des verpflich­t­en­den Infor­matikun­ter­richts zeigen, dass die Bun­deslän­der zunehmend Wege find­en, neue Unter­richtsin­halte in die Stun­dentafeln zu inte­gri­eren. Allerd­ings stellt der Man­gel an Infor­matik­lehrerin­nen und ‑lehrern nach wie vor ein wesentlich­es Hin­der­nis für die Umset­zung dieses Unter­richts dar. Die kün­fti­gen Lehramtsab­sol­ventin­nen und ‑absol­ven­ten wer­den den wach­senden Bedarf nicht deck­en kön­nen. Im Kampf gegen den Man­gel an Infor­matik­lehrkräften brauchen wir kreative Lösun­gen für die Weit­er­bil­dung vorhan­den­er Lehrkräfte, zum Beispiel durch den Aus­bau von ort­sun­ab­hängi­gen Weiterbildungskursen.”

Die Bedeu­tung verpflich­t­en­den Infor­matikun­ter­richts unter­stre­ichen auch Analy­sen des Stifter­ver­ban­des, die zeigen, dass verbindlich­er Infor­matikun­ter­richt in der Sekun­darstufe I eine zen­trale Rolle spielt, um ins­beson­dere Mäd­chen für die Infor­matik zu begeis­tern: Während in Bun­deslän­dern ohne Pflicht­fach Infor­matik Mäd­chen Kom­pe­ten­z­nachteile gegenüber Jun­gen zeigen, sind diese in Bun­deslän­dern mit Pflicht­fach Infor­matik aus­geglichen. In Bun­deslän­dern mit einem umfan­gre­ichen Pflicht­fach Infor­matik in der Sekun­darstufe I (Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Sach­sen) bele­gen auch deut­lich mehr Frauen Infor­matik in der Oberstufe.

Empfehlungen von GI, Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung

Um den Aus­bau des Pflicht­fachs Infor­matik weit­er voranzutreiben, muss vor allem Raum in den Stun­dentafeln für das Fach geschaf­fen wer­den. Um eine Über­be­las­tung der Schü­lerin­nen und Schüler zu ver­mei­den, kann eine Auf­s­tock­ung der Gesamt­stun­den­zahl nicht die einzige Lösung sein. Mit sein­er Auf­stel­lung der Stun­dentafeln der Gym­nasien aller Bun­deslän­der schafft der Infor­matik-Mon­i­tor Trans­parenz darüber, wie sich die Stun­dentafeln der Bun­deslän­der unter­schei­den und wie einzelne Bun­deslän­der den Infor­matikun­ter­richt inte­gri­ert haben.

Zudem müssen auch andere Möglichkeit­en zur Gewin­nung von Infor­matik­lehrkräften aus­geschöpft wer­den. Über www.informatiklehrerin.de bietet die Gesellschaft für Infor­matik einen Überblick über die unter­schiedlichen Wege in den Beruf sowie Beratungsange­bote zu Weit­er­bil­dun­gen für beste­hende Lehrkräfte. Erfol­gre­iche Mod­elle einzel­ner Bun­deslän­der kön­nen dabei als Blau­pause dienen. Zusät­zlich soll­ten ange­hen­den Lehrkräften Möglichkeit­en zu ein­er ort­sun­ab­hängi­gen Qual­i­fizierung (sprich Onlinekurse) und Pla­nungssicher­heit (sprich Verpflich­tung zur Ein­führung des Pflicht­fachs Infor­matik) gegeben werden.

Alle Ergeb­nisse und detail­lierte Infor­ma­tio­nen zu den einzel­nen Bun­deslän­dern unter www.informatik-monitor.de.

Pressekon­takt:Frithjof NagelGesellschaft für Infor­matik e.V. (GI)

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