
„interzum“ und „LIGNA“ 2025 zu Digitalem Produktpass und Kreislaufwirtschaft
Erfahren Sie auf der diesjährigen Interzum & Ligna mehr über Furniture‑X — Die Initiatoren informieren mittels Showcases von Rolf Benz und Polipol zum Wechselspiel mit deren digitalen Zwillingen
Auf der diesjährigen Weltleitmesse für Möbelzulieferer und Innenausbau „interzum“ vom 20. bis 23. Mai kuratiert das Branchen-Netzwerk „möbelfertigung“ das Trendforum „Textile & Machinery“ in Halle 10.1. In Anlehnung an das Messemotto ‚Rethinking Ressources‘ steht dort das Thema „Traceability“ im Bereich Polster und Schlafen mit dem Digitalen Produktpass und seiner Bedeutung für die Kreislaufwirtschaft im Fokus.
Auf zwei der insgesamt sechs Themenfelder ist Furniture‑X mit Cases von Rolf Benz und Polipol inklusive korrespondierender Screens präsent und informiert zu Standardisierung, Wettbewerbsvorteilen, Synergien sowie Herausforderungen bei der Implementierung Digitaler Produktpässe.
Podiumsdiskussion: gemeinsames Vorgehen als Voraussetzung für fehlerfreie, branchenweit nutzbare und effizient erstellte DPP
Doch nicht nur hier ist die neutrale Datenorganisation der Möbelbranche aktiv: Anika Degenhard, Leiterin Standardisierung des DCC, ist zudem Gesprächspartnerin auf der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion „Der DPP als Business-Booster“ am Messemittwoch auf der Trend Stage auf dem Nordboulevard vor Halle 8. Ein wichtiges Thema dort: die entscheidende Bedeutung einer einheitlichen Branchenlösung.
Ebenfalls vor Ort sind Stefan Willms (Morphe Information Science), Dr. Holger Berg (Wuppertal Institut) sowie Industrievertreter. Die hier namentlich genannten Teilnehmer werden auf dem von Sascha Tapken moderierten Podium zudem über das Konsortium „Furniture‑X“ diskutieren, das sich die flächendeckende, branchenübergreifende Einführung Digitaler Produktpässe (DPP) sowie die Nutzung digitaler Zwillinge zum Ziel gesetzt hat – und das für engagierte neue Mitstreiter jederzeit offen steht.
Furniture‑X auf Sonderfläche Halle 10 präsent bei „Manufacturing“ und „Use“ und “Second Life”
Das bereits eingangs genannte „Trend Forum Textile & Machinery“ wird thematisch sowie seitens seiner Größe mit rund 370 Quadratmetern der Eyecatcher in der „Polsterhalle“ 10 auf dem Kölner Messegelände. Im Mittelpunkt stehen die ‚brennenden‘, zukunftsweisenden Themen – wie eben gerade der Digitale Produktpass als die DNA eines jeden Erzeugnisses. Von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum Ende der Nutzungsdauer validiert der DPP in jeder Stufe des Lebenszyklus alle relevanten Informationen – für B2B ebenso wie die Endgebraucher.
Die Sonderfläche ist in sechs Themenfelder gegliedert und wird – ganz dem Leitgedanken „DPP = Erbgut“ entsprechend – von einer zentralen DNA-Doppelhelix gekrönt. Das Daten Competence Center ist in den Bereichen ‚Herstellung‘ und ‚Nutzung‘ dank der auf Podesten präsentierten zwei Cases der Polstermöbelhersteller Rolf Benz sowie Polipol präsent. Digitale Visualisierungen ergänzen den Messeauftritt.
DCC-Mitgliedsunternehmen Rolf Benz und Polipol unterstützen mit anschaulichen Showcases
Beide Ausstellungsstücke stammen von DCC-Mitgliedsunternehmen, die den Datenstandard IDM Living nutzen. Die Designikone „freistil“ aus dem Hause Benz steht stellvertretend für ein modular aufgebautes, dem Gebraucherbedarf „mitwachsendes“ Polstersystem. In Teilen ergänz- bzw. nachkaufbar versteht sich diese Linie für „Freigeister“ konzipiert. Mit Blick auf den DPP und dessen Informationen zu Nachhaltigkeit sowie Kreislauffähigkeit ist zudem die Komplett-Zerlegbarkeit des Freistil-Cases ein wichtiger, vom DCC auf dem Trend Forum kommunizierter Aspekt.
Der zweite Case kommt von der Polipol-Marke Hukla. Der längs „angeschnittene“ Fernsehsessel mit anspruchsvoller Mechanik ist das eher ‚klassische‘ Polstermöbelbeispiel „aus einem Guss“. Natürlich ist auch hier am Ende des Lebenszyklus die Zerlegbarkeit gewährleistet, die Ansprüche an das Recycling und Rückführung in den Stoffkreislauf durch die Materialvielfalt und die komplexe Konstruktion jedoch erheblich anspruchsvoller. Gerade deshalb lässt sich an diesem Beispiel die Bedeutung des Digitalen Produktpasses besonders anschaulich herleiten.
Bedeutung von DPP und Digitalen Zwillingen für Verbraucherschutz und Kreislaufwirtschaft mutmaßlich noch unterschätzt
Dessen Ziel ist zum einen der Verbraucherschutz. Der Endgebraucher soll nicht nur alle Informationen über sein gekauftes Produkt bekommen, sondern vor einer Kaufentscheidung alle relevanten Details zur Verfügung haben. Der zweite Aspekt bei DPP ist die bereits mehrfach angesprochene, regulatorisch gewünschte bzw. gewollte Kreislaufwirtschaft, die das Design bzw. die Konstruktion von Möbeln dauerhaft verändert. Denn für die Wiederverwertung (Re-Use), Nachnutzung (Upcycling) oder zumindest Verwertung (Recycling) werden Produktdaten benötigt – und zwar digital!
Genau diese enthält der Digitale Produktpass: neben Metadaten und dem „Lebenslauf“ insbesondere Informationen über die Konstruktion und die (De-)Montage sowie über die verwendeten Materialien. Die tiefgreifenden Auswirkungen der Kreislaufwirtschaft bzw. korrespondierend der DPP bzw. Digitalen Zwillinge wird mutmaßlich aktuell noch unterschätzt, nicht nur in der Möbelbranche. Um dieses Defizit möglichst nachhaltig und schnell abzubauen, ist das Daten Competence Center (fach-)öffentlichkeitswirksam auf Branchen-Fachmessen wie der „interzum“ und wenige Tage später auf der Maschinenbau-Fachmesse „Ligna“ aktiv.
„LIGNA.Circular“ – Sondershow plus Vorträge mit Präsenz von DCC und VDM in Messehalle 12
Die diesjährige „LIGNA“ wird durch LIGNA.Circular bereichert. In Halle 12, Stand A15, ist dieses neue Format der zirkulären Transformation in der Holzbe- und ‑verarbeitenden Industrie gewidmet. Unter dem Motto „Thinking in Circles“ liegt der Fokus auf nachhaltige Praktiken und Zirkularität. Auf sechs Themeninseln rund um die LIGNA.Stage werden Lösungsansätze und Best Case-Studies – beispielsweise zu Maschinen, Verfahren, Roh- bzw. Werkstoffen, Produktdesign und Recycling – vertieft.
Denn die zirkuläre Wertschöpfung entwickelt sich für die deutsche Möbelbranche zum zentralen Zukunftsthema. Die Verbände der deutschen Möbelindustrie mit dem Daten Competence Center e. V. unterstützen ihre Mitgliedsunternehmen gemeinsam mit ihren Partnern auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft und stellen dazu auf der LIGNA.Circular zwei wichtige Projekte vor.
Initiative „FURNITURE‑X“: Auf dem Weg zum Digitalen Produktpass
Unter dem Dach der Anfang 2024 gemeinsam gegründeten Initiative Furniture‑X wird das Ziel verfolgt, den Digitalen Produktpass in der Möbel- und Einrichtungsbranche praxisgerecht und flächendeckend einzuführen. Grundvoraussetzung ist – wie bereits erwähnt – eine standardisierte, gemeinsame Branchenlösung für alle hierzu erforderlichen Daten bei variantenreichen Produkten hoher Komplexität wie eben Möbel, wofür sich DCC und Möbelverbände auch in Hannover stark machen werden.
Autor: Dr. Olaf Plümer, Geschäftsführer DCC e. V.