Der Trendpapst beseelte Bünde

MÖBELVISIONEN 2024 am 7. Novem­ber 2024

Reko­rdbe­such im FURNITURE FUTURE FORUM, das am ver­gan­genen Don­ner­stag aus allen Näht­en platzte. Die Neugi­er war groß, von Trend- und Zukun­fts­forsch­er Matthias Horx Ori­en­tierung in unüber­sichtlichen Zeit­en zu erhal­ten. Doch die MÖBELVISIONEN boten noch viel mehr Input für das Ein­rich­tungs­jahr 2025 – und darüber hinaus.

„Die Zukun­ft erscheint uns im Moment wie ein schwarzes Loch, das alles auf­saugt“. Dass Matthias Horx, Zukun­fts­forsch­er, Buchau­tor und CEO, nach den poli­tis­chen Ereignis­sen der let­zten Woche nicht ger­ade der Über­bringer fro­her Botschaften ist, bewies er bei den MÖBELVISIONEN. Und doch gibt sein neues Pro­jekt Anlass zur Hoff­nung: „Beyond Trends“ heißt das von ihm ini­ti­ierte FUTURE PROJECT, das darauf abzielt, Men­schen und Organ­i­sa­tio­nen dazu zu befähi­gen, eine lebenswerte Zukun­ft zu gestal­ten. Dabei bewegt sich das FUTURE PROJECT im Span­nungs­feld zwis­chen Trend- und Zukun­fts­forschung: „Trend­forschung ist die Gegen­warts­beobach­tung von Verän­derun­gen, die ver­sucht, Muster zu erken­nen. Zukun­fts­forschung ist Mod­ell­bil­dung, die sich angesichts der Real­ität bewähren muss. Die Zukun­fts­forschung ver­sucht, sys­temis­che Grund­la­gen zu schaf­fen, um sich selb­st neu find­en zu kön­nen, denn Angst vor der Zukun­ft hil­ft wed­er indi­vidu­ell noch kollek­tiv weiter.“

Wir kön­nen gar nicht anders: „Unser Gehirn ist mit seinem Zukun­ftssinn darauf gepolt, wis­sen zu wollen, was mor­gen ist. Im Großen wie im Kleinen.“ Doch ger­ade die Zukun­ft macht es uns nicht leicht. Das Prob­lem: Der große Rah­men ist ver­schwun­den, es gibt keinen Epochen­be­griff mehr. Im Gegen­teil: „Wir befind­en uns in ein­er Über­gangszeit voller Tur­bu­len­zen, die nicht unseren Erwartun­gen und Hoff­nun­gen entsprechen. Aber solche Phasen sind in der Geschichte der Men­schheit völ­lig nor­mal. Die lange Phase der Sta­bil­ität in Europa ist his­torisch gese­hen eine Aus­nahme gewe­sen“, beschreibt Horx.

Der Brandbeschle­u­niger der Omni- oder Polykrise war die Coro­na-Pan­demie. In ein­er asep­tis­chen Welt wurde den Men­schen vor Augen geführt, wie ver­let­zlich sie trotz aller medi­zinis­chen Fortschritte sind. Eine Zumu­tung! Heute ist kaum ein Lebens­bere­ich mehr krisen­frei – Kli­ma, Poli­tik, Demogra­phie, Infra­struk­tur, Gesund­heit etc. Aber es steckt auch etwas Pos­i­tives darin: „Aus dem Chaos von heute entste­ht wieder Ord­nung, auch wenn es sich mit­ten in der Trans­for­ma­tion natür­lich nicht gut anfühlt.“

Die Mega­trends sind an einem Wen­depunkt ange­langt. Das gilt für die Kon­nek­tiv­ität, denn das Inter­net mit all seinen neg­a­tiv­en Auswüch­sen wird immer mehr zu einem Ort, dem man als Indi­vidu­um ent­fliehen möchte. Auch die Wahrnehmung der Mobil­ität hat sich verän­dert. Die Gesellschaft ste­ht im Stau oder lei­det unter der mar­o­den Deutschen Bahn. Die Urban­isierung hat zu einem Stadt-Land-Kon­flikt geführt. Nach­haltigkeit bleibt auf der Strecke. Die Demokratie wird pop­ulis­tisch aus­ge­höhlt. „Aber das ist ganz nor­mal“, sagt Horx. „Jed­er Trend erzeugt einen Gegen­trend, der den Mega­trend zunächst block­iert. Der Mega­trend muss sich dann anders und neu formieren, hat aber weit­er Bestand. Neue Syn­the­sen müssen gebildet werden.“

Beispiel: Indi­vid­u­al­isierung: Wie indi­vidu­ell wollen wir sein? Die Fam­i­lie erodiert, die Ich-Gesellschaft entste­ht. So zumin­d­est die Wahrnehmung viel­er Men­schen, die sich an einem tra­di­tionellen Fam­i­lien­bild ori­en­tieren. Doch die Real­ität sieht vielerorts ganz anders aus. Neue For­men von Verge­sellschaf­tung und Gemein­schaften entste­hen – ger­ade auch im Bere­ich Bauen & Wohnen. Der Sin­gle-Haushalt ist für weite Teile der Gesellschaft längst nicht mehr das erstrebenswerte Ide­al, weil dort die Gefahr der Vere­in­samung dro­ht. Neue For­men des Zusam­men­lebens sind daher eine große Her­aus­forderung, aber auch eine große Chance für das Design.

„Wer Zeit­en­wen­den als Zeit­en des Wan­dels begreift, hat recht. Das Ergeb­nis heißt dann entwed­er Trans­for­ma­tion oder Rezes­sion. Aber die Geschichte geht nicht zu Ende. Und jed­er Einzelne kann sich fra­gen, welchen Beitrag er leis­ten will, um die Zukun­ft kon­struk­tiv zu gestal­ten“, bedenkt Horx.

Die Zeit­en­wende gibt auch den Impuls für das „RAL Colour Feel­ing 2026+“, das Lina Schmidt, Farb­trainer­in bei RAL Far­ben, vorstellte. Unter dem Mot­to „Know + Improve“ begeg­net die neue Farb­palette 2026+ der Bon­ner Far­b­ex­perten den kom­plex­en Anforderun­gen unser­er Zeit: „Wir wollen der Unord­nung etwas ent­ge­genset­zen. Deshalb sprechen wir mehr denn je von kon­struk­tiv­er Far­bgestal­tung. Gezielte und ver­ant­wor­tungsvolle Far­bgestal­tung kann emo­tion­al und physisch ent­las­tend und unter­stützend wirken“, sagt Schmidt. Unter den 15 Far­ben des jährlichen Tren­dreports find­en sich warme und küh­le, zurück­hal­tende (z.B. “Pfef­fer­weiß”) und auf­fäl­lige (z.B. “Nacht­türkis”) sowie futur­is­tis­che (z.B. “Werk­stat­tblau”) und his­torisch inspiri­erte (z.B. “Fuch­srot”) Nuan­cen. Der aktuelle Tren­dreport ist geprägt von den Werten „ver­mit­tel­nd, informierend, nuanciert, fokussiert, offen und adaptiv“.

Dana Aleff unter­nahm eine Reise durch die Entschei­dungs­find­ung. Mit Cir­conomit arbeit­et sie daran, Entschei­dun­gen auf eine bre­it­ere Daten­ba­sis zu stellen, ins­beson­dere Umwelt­dat­en. Denn schon jet­zt zeich­net sich ab, dass in der Unternehmensführung immer mehr Para­me­ter berück­sichtigt wer­den (müssen), etwa im Hin­blick auf das Liefer­ket­ten­ver­ant­wor­tungs­ge­setz oder die EU-Direk­tive. Ohne entsprechende Dat­en geht das nicht. Die gute Nachricht: Die Dat­en sind erfahrungs­gemäß alle vorhan­den – man muss nur wis­sen wo. Einem Umwelt­daten­man­age­ment ste­ht also nichts im Wege. Auch für den Dig­i­tal­en Pro­duk­t­pass (DPP) sind Dat­en über Mate­ri­alflüsse Voraus­set­zung – und davon gibt es viele: Rohstoffe, Wert­stoffe, Abfälle, Wass­er, Betrieb­smit­tel, Gase sowie Energie.

Weit­ere MÖBELVISIONEN gab es im New­stick­er-For­mat von Linak. Der Part­ner im FURNITURE FUTURE FORUM und Spezial­ist für Antrieb­ssys­teme hat sich mit dem The­ma Ver­pack­ung beschäftigt und ist dabei auf span­nende neue Mate­ri­alien gestoßen, wie Chris­tine Mey­er, Mar­ket­ing Coor­di­na­tor bei der LINAK GmbH, vorstellte. Dabei wurde die gesamte Wertschöp­fungs­kette betra­chtet und mit der Hochschule der Medi­en in Stuttgart im Bere­ich Ver­pack­ung­stech­nik sowie mit dem Start-up Pros­er­va­tion zusam­mengear­beit­et. Die Auf­gaben­stel­lung war nicht ein­fach, denn die Ver­pack­un­gen für die Zuliefer­teile soll­ten robust, mod­u­lar und ein­fach zu hand­haben sein. Die Hochschule entwick­elte Inlays aus ver­schiede­nen Mate­ri­alien wie Well­pappe, Faser­guss aus schnell nachwach­senden Rohstof­fen wie Gras, Efeu oder Tier­haaren. Das Ver­pack­ungs-Start-up Pros­er­va­tion hat für solche Inlays jedoch ein wahres Wun­der­ma­te­r­i­al ent­deckt: Spelzen. Spelzen wer­den im ersten Prozesss­chritt in der Müh­le vom Korn geschält. Dort fall­en sie in großen Men­gen weit­ge­hend ungenutzt an – allein in Deutsch­land kom­men jährlich über 120.000 Ton­nen Dinkel­spelzen als Rest­stoff zusam­men. Pros­er­va­tion hat einen Weg gefun­den, die Spelzen zu einem Ver­pack­ungs­ma­te­r­i­al zu ver­ar­beit­en, das unter dem Namen RECOU ver­mark­tet wird und alle Eigen­schaften herkömm­lich­er Ver­pack­ungs­ma­te­ri­alien besitzt. Der entschei­dende Unter­schied: Es ist voll­ständig biol­o­gisch abbaubar.

Ein weit­er­er News-Tick­er kam von Nersens Fatunz, dem neuen Sales Man­ag­er Indus­try bei Son­ae Arau­co DE. Er gab einen Überblick über die Deko­rtrends 2025: Die Indizien haben sich auf der Herb­stmesse verdichtet: Es wird weich­er und har­monis­ch­er. Die Unideko­re entwick­eln sich zu helleren und natür­licheren Tönen. Während die Welt rau und unwirtlich ist, wird die Design­sprache beruhi­gend und fröh­lich. Bei den Hölz­ern ste­ht die Eiche nach wie vor an erster Stelle, allerd­ings nicht mehr so rustikal wie in den ver­gan­genen Jahren. Rillen- und Lamel­lenop­tiken sind auf bre­it­er Front zu sehen. Auch tex­tile, hap­tis­che Muster hal­ten Einzug in die Inneneinrichtung.

Übri­gens: Die näch­ste Sus­tained Col­or wurde erst­mals nicht im Rah­men der MÖBELVISIONEN präsen­tiert. Sie wird ab 2025 zur Herb­stmesse­woche zu sehen sein. Aber kein Prob­lem: Der zeit­lose Weiß­ton „live sim­ple!“, die Sus­tained Col­or No. 8, trägt bis dahin durch das Design­jahr 2025 und hält in immer mehr Pro­duk­tkat­e­gorien Einzug.

Weit­er geht es im FURNITURE FUTURE FORUM am 13. Feb­ru­ar 2025 mit dem FURNITURE TALK. Dann ste­ht die Frage im Mit­telpunkt: „Was ist gutes Design?“

Für Möbel- und Küchen­mö­bel­her­steller, Möbelde­sign­er, Innenein­richter und Innenaus­bauer sowie Innenar­chitek­ten ist der Ein­tritt frei. Wenn Sie im Ein­ladungsverteil­er gelis­tet sind, erhal­ten Sie automa­tisch einen Gutschein­code für die Ver­anstal­tung. Für Besuch­er, die nicht zur Ziel­gruppe gehören, kostet die Tage­stick­et 295,- Euro pro Per­son zzgl. MwSt.

Die Gast­ge­ber im FURNITURE FUTURE FORUM sind:

Conal, Con­ti­nen­tal, Euro­plac, For­bo, Furni­part, Hera, Lehmann, Linak, Munksjö, Neelsen, Schattdecor, Son­ae Arau­co, Strate Druck und SWL.

Weit­ere Kooperationspartner:

Founders Foun­da­tion, TH OWL, raumprobe, Tis­chler Innung Her­ford und die Ver­bände der Holz- und Möbe­lin­dus­trie NRW.

Pressekon­takt:

Home. Made. Sto­rys.by Sascha Tap­kenDas B2B-Medi­en­haus für Home & Living

E‑Mail: s.tapken@homemadestorys.deWeb­site: www.homemadestorys.deMobil: +49 178 386 00 90Adresse: Eppen­dor­fer Land­straße 62, 20249 Hamburg