Onlinehandel in Österreich: Erstmals rückläufige Zahlen -
Top 3 verlieren Marktanteile

Die bran­dak­tuelle Aus­gabe der Studie „Regio­Da­ta Online­han­del – Österreich“[1] ist da und enthüllt die Ergeb­nisse: Derzeit investieren öster­re­ichis­che Kon­sumenten jährlich rund 11,2 Mil­liar­den Euro in ihre Online-Einkäufe, was pro Ein­wohn­er etwa 1.250 Euro im Jahr entspricht. Obwohl dieser Betrag nahezu dop­pelt so hoch ist wie noch vor sechs Jahren, hat der Online­han­del heuer erst­mals Rück­gänge ver­büßen müssen. Allerd­ings han­delt es sich hier­bei keineswegs um eine Trendwende!

Vorläufiger Nachholbedarf beim Onlinehandel

Der Online­han­del zeigte seit Anbe­ginn deut­liche Steigerungsrat­en, immer über der jew­eili­gen Infla­tion­srate. 2022 fol­gt erst­mals der ernüchternde Knick: Der Onlin­ean­teil an den Kon­sumaus­gaben ging von 16,5 % auf 15,0 % zurück.
Das hängt natür­lich damit zusam­men, dass Coro­na den Online­han­del beflügelt hat­te. Die Zuwach­srat­en in den Coro­n­a­jahren waren deut­lich höher als der jahre­lange Trend.

Aktuell jubelt der sta­tionäre Han­del, denn es gibt einen Nach­holbe­darf, doch die derzeit­ige Sit­u­a­tion ist trügerisch.

Schon im heuri­gen Jahr wird der Online­han­del wieder den steti­gen Siegeszug fort­set­zen und damit 2024 wieder deut­lich über dem Vor-Coro­na-Niveau liegen. Mit­tel­fristig wird man davon aus-gehen müssen, dass — zumin­d­est wenn man Lebens­mit­tel aus­nimmt — der Onlin­ean­teil 50 % der gesamten Kon­sumaus­gaben erre­ichen wird. In eini­gen Branchen wie Büch­er, Spiel­waren und Elek­tron­ik ist das jet­zt schon in Teilseg­menten der Fall.

(Der Anteil des Online­han­dels errech­net sich aus den jährlichen auf­sum­mierten Unternehmen­su­m­sätzen im Ver­hält­nis zu den gesamten Kon­sumaus­gaben der pri­vat­en Haushalte.)

Die Top 5 bleiben unverändert an der Spitze

Die “Big Five” Onlin­ean­bi­eter behaupten auch in diesem Jahr ihre Posi­tio­nen in der gle­ichen Rang­fol-ge und dominieren ein Vier­tel der gesamten Online­branche hierzu­lande. Mit einem Mark­tan­teil von 12 % bleibt Ama­zon (ohne Ama­zon-Mar­ket­place) unange­focht­en die Num­mer 1 im Web. Hinzu kom­men weit­ere 17 % für den eige­nen Mark­t­platz. Die Otto Group sichert sich den zweit­en Platz mit einem An-teil von 5 % am Online­han­del. Zalan­do fol­gt auf dem drit­ten Platz und trägt etwa 4 % der Online-Aus­gaben in Öster­re­ich bei. IKEA – als größter Mul­ti-Chan­nel-Händler — belegt den vierten Platz mit etwas über 2 % Mark­tan­teil, während Media­Markt knapp unter 2 % den fün­ften Platz ein­nimmt. Weit­ere Unternehmen in den Top 10 sind die Shop-Apotheke (1,6 %), H&M (1,2 %) und Apple (1,0 %). XXXLutz hat es dieses Jahr aus den Top 10 ver­drängt, dafür kon­nte Obi an Mark­tan­teil gewin­nen und sichert sich mit etwas unter 1 % den zehn­ten Platz.

Die Marktführer haben Marktanteile verloren

Zwar kon­nte die Dynamik des Mark­tes aufrechter­hal­ten bleiben, aber die Mark­t­führer hat­ten im Vor­jahr den­noch viele Fed­ern lassen müssen: Während IKEA und Media­Markt leicht zule­gen kon­nten, haben die Top 3 (Ama­zon, Zalan­do, Otto-Gruppe) nicht nur Mark­tan­teile ver­loren, son­dern auch nominelle Umsätze. Darunter hat Zalan­do den größten Rückschlag hin­nehmen müssen. Der Bek­lei­dungsriese ist von einem Mark­tan­teil von rund 5 % im Jahr 2021 auf derzeit etwa 4 % gesunken.

Onlin­ean­teile: Öster­re­ich bleibt im oberen Mittelfeld

Während Chi­na seinen Onlin­ean­teil mit dem Spitzen­wert von 42 % im Jahr 2021 nun sog­ar auf bemer-kenswerte 48 % (!) steigern kon­nte, liegt der Onlin­ean­teil in Europa immer noch zwis­chen beschei­de-nen 5 % und 27 %. Die europäis­che Num­mer 1 bleibt Großbri­tan­nien mit einem 27 %-igen Onlin­ean­teil. Auch die Plätze 2 und 3 in Europa, Deutsch­land und Däne­mark, haben leichte Rück­gänge bei ihren Onlin­ean­teilen zu ver­buchen. Hierzu­lande betrug der Anteil des Online­han­dels an den einzel­han­del­sre-lev­an­ten Kon­sumaus­gaben 2022 etwa 15 %, dicht dahin­ter fol­gen beispiel­sweise Frankre­ich, Tsche-chien und Niederlande.

Rück­läu­fige Entwick­lung in der Bekleidungsbranche

In Branchen mit Pro­duk­ten des über­wiegend mit­tel­fristi­gen Bedarfs, wie Bek­lei­dung, Schuhe, Elek­tro-nik und Büch­er, liegt der Onlin­ean­teil an den pri­vat­en Kon­sumaus­gaben bere­its zwis­chen 30 und über 40 % (gemessen an den Kon­sumaus­gaben der Ein­wohn­er), wobei der Elek­tro-Bere­ich nach wie vor den Spitzen­wert mit einem Onlin­ean­teil von 44 % hält. Allerd­ings hat sich nach der COVID-Pan­demie ins­beson­dere bei Bek­lei­dung und Schuhen wieder ein stärk­er­er Rück­gang des Onlin­ean­teils her­aus-kristallisiert. Der Onlin­ean­teil in der Bek­lei­dungs­branche hat sich allein im Ver­gle­ich zu 2021 um 9 % ver­ringert, während bei Schuhen ein Rück­gang von 8 % zu verze­ich­nen ist. Im Bere­ich des kurzfristi-gen Bedarfs, wie Lebens­mit­teln und Drogeriepro­duk­ten (FMCG), ist der Onlin­ean­teil derzeit noch sehr ger­ing. Im langfristi­gen Bere­ich, wie Möbeln und Bau­mark­t­pro­duk­ten, liegt der Onlin­ean­teil derzeit bei etwa 13 % bzw. 17 %, jedoch sind hier mit­tel­fristig die höch­sten Steigerungsrat­en zu beobachten.

34 % der Aus­gaben bleiben in der Heimat

Derzeit kom­men lediglich 34 % der Aus­gaben der öster­re­ichis­chen Kon­sumenten auch wirk­lich öster-reichis­chen Unternehmen zu Gute. Vor Coro­na waren es immer­hin noch 36 %. Damit wird die Rel­e­vanz inländis­ch­er Onli­neshops ten­den­ziell weniger. Der Rest geht ins Aus­land. Die größten inländis­chen Online­un­ternehmen sind Uni­to (ein Tochterun­ternehmen der deutschen Otto Group) und MS E‑Commerce (ein Tochterun­ternehmen der deutschen Media­Markt-Sat­urn Gruppe).

Beobacht­bare Trends 2022

Im Jahr 2022 hat es einen Rück­gang in der Lebens­mit­telzustel­lung gegeben. Etwa 6 % weniger gaben Öster­re­ich­er für ihre Online-Lebens­mit­telbestel­lun­gen aus. Ein wesentlich­er extern­er Ein­fluss ist unter anderem die COVID-19-Pan­demie. Möglicher­weise haben sich Ver­brauch­er dazu entsch­ieden, weniger Lebens­mit­tel online zu bestellen und stattdessen wieder ver­mehrt lokale Geschäfte oder Super­märk­te aufzusuchen.

Eine inter­es­sante Entwick­lung im Jahr 2022 war zudem die ver­stärk­te Nutzung des Online-Shop­pings ins­beson­dere durch junge Ziel­grup­pen, die sog­ar mehr als zuvor ihre Einkäufe online erledigten. Das sig­nifikante Einkaufsver­hal­ten der jün­geren Gen­er­a­tio­nen wird sowohl die sta­tionäre als auch die Online-Welt nach­haltig prä­gen. Es ist deut­lich erkennbar, wohin der Trend geht. Gemessen am gesamten Umsatz mit Schuhen, hat sich Zalan­do, als rein­er Online Pure Play­er, bere­its hin­ter Deich­mann zum zweit­größten Schuh­händler in ganz Öster­re­ich entwickelt.

Die Neuau­flage der Studie „Online­han­del – Aus­gabe 2023“ ist aktuell zum Preis von € 790,- (zzgl. 20% MwSt.) bei Regio­Da­ta erhältlich. Nähere Infor­ma­tio­nen unter www.regiodata.eu

Die Regio­Da­ta Research GmbH mit Sitz in Wien und München ist Spezial­ist bei regionalen Wirtschafts­dat­en in Europa. Wir liefern Entschei­dungs­grund­la­gen für Han­del, Real Estate und Finanzierung. Aktuell, klar und sicher.

Pressekon­takt

Regio­Da­ta Research GmbH
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[1] Die Studie ist das Stan­dard­w­erk des öster­re­ichis­chen Online­han­dels und analysiert als einzige Unter­suchung die Umsatzen­twick­lung der 1.000 größten, für Öster­re­ich­er rel­e­van­ten, Onlineshops.