Wer‘s kann, der kann‘s – Künstliche Intelligenz im Mittelstand
Verena Fink, Geschäftsführerin Woodpecker Finch:
Wie kommen wir voran mit smarter Automatisierung und Künstlicher Intelligenz im deutschen Mittelstand? Das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat aktuelle Zahlen veröffentlicht die Hoffnung machen. Zwar hat im letzten Jahr nur jedes zehnte deutsche Unternehmen Künstliche Intelligenz genutzt aber der Einsatz hat sich seit Start der Pandemie verdoppelt. Innerhalb der Vorreiter-Unternehmen hat immerhin schon jedes siebte Künstliche Intelligenz zur Grundlage seines Geschäftsmodells gemacht In Industrie- und Fertigungsunternehmen sehen ich vor allem durch den wachsenden Fachkräftemangel relevante Hebel durch den Einsatz smarter Algorithmen, um manuellen Aufwand zu reduzieren.
Damit Sie im nächsten Jahr auf Ihren ersten erfolgreichen KI-Piloten anstoßen können, möchte ich Ihnen 4 Tipps mit auf den Weg geben:
- Prozessautomation und
‑optimierung - maschinelles Lernen und
Text Mining - Spracherkennung
1.
Der Fisch leuchtet vom Kopf: Wenn die Geschäftsführung selbst hinter dem Thema steht und KI aktiv vorantreibt, dann folgt die Organisation bereitwilliger auf Neuland. Identifizieren Sie Anwendungsfälle in allen Funktionsbereichen und sortieren Sie nach dem größten Hebel/Volumen, um Ihre Kraft nicht in Randthemen zu stecken. Stellen Sie sich ein Team zusammen, dass Prozesswissen hat, gut mit Daten umgehen kann und Lust hat, ein erstes Projekt zu begleiten.
2.
Wer’s kann, der kann‘s: Zugegeben, Künstliche Intelligenz kann ganz schön kompliziert werden. Ohne technische Kompetenzen im Team wird es schwierig. Sondieren Sie im Team nach Skills in Softwareprogrammierung, Cloud-Technologie, Datenmanagement, Datenbankpflege, Statistik und Analyse. Aber auch Erklärbären und Bärinnen sind gefragt, um die KI-Ergebnisse vermitteln zu können und leicht verständlich zu visualisieren. Neben Techniker:innen brauchen Sie auch Business-Versteher, die Anwendungsfälle finden, Leute die kundennah arbeiten (Marketing/Kundenkommunikation), Zentralfunktionen,
die sich in Rechtsfragen auskennen, Risiken bewerten und Projekte organisieren können. Wetten, früher oder später werden auch Sie in den Aufbau von KI-Kompetenzen und Datenarbeit investieren?
3.
Mehr Schultern tragen leichter: Datenzugang und Zugang zu Nutzern/Anwendern ist wichtig für KI-Projekte aber für viele Unternehmen eine echte Herausforderung. Sondieren Sie, mit welchen Unternehmen Sie kooperieren könnten:
- FuE-Kooperationen
- Kooperationen zur Entwicklung konkreter KI-Anwendungen
- Kooperation zu Marktanalysen und Markterkundung
- Kooperation zu rechtlichen und ethischen Fragen
- Gemeinsamer Aufbau einer Dateninfrastruktur
- Kooperation zur Integration von KI-Prozessen
- Kooperationen mit Kunden oder Wissenschaftseinrichtungen für effektive KI-Nutzung
4.
Der Staat macht mit: Die Finanzierung von Kooperationen ist speziell für kleine und mittlere Unternehmen eine echte Herausforderung. Zum Glück gibt es inzwischen viele öffentliche Förderangebote für KI-Beratung und Umsetzung. Bei Bedarf melden Sie sich gerne, dann kann ich Ihnen laufende Förderprogramme empfehlen.
Übergreifend warten wir alle auf die Ausgestaltung von Rahmenbedingungen:
- Wenn Sie weit fortgeschritten sind mit Ihrem KI-Einsatz in Kooperation, dann werden Sie vielleicht über den Schutz von intellektuellem Eigentum nachdenken. Bei reinen Softwarelösungen erschwert die begrenzte Patentierfähigkeit von KI eine Allokation von Eigentumsrechten am intellektuellen Eigentum in der Kooperation. Das erfordert alternative vertragliche Lösungen auf Basis des Urheberrechts.
- In meinen Projekten mit KI in Unternehmen sind oft technische Schnittstellen und inkompatible Softwarelösungen eine Herausforderung. In Zukunft werden wir von der Entwicklung von Standards profitieren zum Beispiel in Datenübertragung und Interoperabilität von KI-Systemen.
- Kein KI-Projekt funktioniert ohne Unmengen an Daten: Wir brauchen klare Daten-Standards und datenschutzrechtliche Regelungen, damit Datennutzung für KI-Projekte einfacher wird. In diesem Zuge wird auch ein Rechtsrahmen zur Nutzung von Text- und Data-Mining entstehen und DSGVO-konforme Cloud-Lösungen.
Fazit: Im Neuland sind noch nicht alle Steinchen ausgeräumt, aber es lohnt sich für den deutschen Mittelstand, jetzt reinzuschnuppern in die KI-Welt. Dort liegen die Wettbewerbsvorteile der Zukunft, versprochen
In welchen Bereichen kommt KI am
häufigsten zum Einsatz?
- Informations- und Kommunikationsdienstleistungen
- Finanzdienstleistungen
- technische / wissenschaftliche Dienstleistungen (Ingenieurbüros, Unternehmens-/Rechts-/Steuerberatung, Agenturen)
- Industrie: Elektroindustrie, Fahrzeugbau, Maschinenbau
Autorin:
Verena Fink
Geschäftsführerin Woodpecker Finch
Veröffentlicht in: möbelfertigung 04/2022
Quelle und Medienpartner:
Verena Fink: Verena Fink ist Geschäftsführerin der Unternehmensberatung Woodpecker Finch und steht für Digitale Transformation in Marketing, Vertrieb und Sales. Sie begleitet den technologischen Wandel in Studien‑, Innovations- und Marktentwicklungsprojekten. Durch zahlreiche Publikationen und Vorträge gehört sie zu den Vordenkerinnen der digitalen Transformation und der Vernetzung in Service-Ökonomie und Social Commerce. Verena Fink ist Autorin des Praxisleitfadens „Künstliche Intelligenz – KI-Projekte einfach machen” sowie zahlreicher
Veröffentlichungen zu den Zukunftsfragen der digitalen Wirtschaft.
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