Digitalisierung im Handwerk befindet sich
noch in der Anfangsphase

Die Dig­i­tal­isierung von Geschäft­sprozessen ist in ver­schiede­nen Beruf­s­grup­pen unter­schiedlich aus­geprägt. Knapp die Hälfte (49 %) der Handwerker:innen gibt an, dass die Dig­i­tal­isierung des eige­nen Betriebs zwar angestoßen wurde, viele Prozesse aber noch ana­log erfol­gen. Lediglich bei neun Prozent ist die Dig­i­tal­isierung des eige­nen Betriebs größ­ten­teils vol­l­zo­gen. Das bestäti­gen die Ergeb­nisse der neuen Studie „Wie tickt das deutsche Handw­erk in Zeit­en der Dig­i­tal­isierung? Teil 1: Sta­tus quo und Her­aus­forderun­gen der Dig­i­tal­isierung“ des ECC KÖLN in Zusam­me­nar­beit mit der Dig­i­ta­la­gen­tur dot­Source, für die Mitar­bei­t­ende aus handw­erk­lichen Berufen befragt wurden.Insgesamt erfol­gen viele Prozesss­chritte im Arbeit­sall­t­ag häu­fig noch ana­log – vor allem im Bere­ich Werkzeug- und Gerätev­er­wal­tung beste­ht großes Dig­i­tal­isierungspoten­zial. Beim Blick auf die Unternehmensgrößen zeigt sich die Ten­denz: Je größer der Betrieb, desto eher wird Dig­i­tal­isierung aktiv vor­angetrieben. Dass das Dig­i­tal­isierungsvorhaben aktuell oft­mals in den Hin­ter­grund rückt, liegt für 57 Prozent der Handwerker:innen im hohen Arbeit­spen­sum begrün­det. Denn obwohl auch der beru­fliche All­t­ag im Handw­erk unter anderem durch lange Lieferzeit­en und höhere Mate­ri­alkosten als Fol­gen des aktuellen Welt­geschehens beein­trächtigt ist, gibt es zahlre­iche Aufträge. Knapp 90 Prozent der Befragten (89 %) bew­erten ihre aktuelle Auf­tragslage als gut oder sehr gut. Auf­tragsab­schlüsse erfol­gen ins­beson­dere durch Bestandskund:innen (77 %) oder durch deren Empfehlung (73 %).

Herausforderungen der Digitalisierung

Ins­ge­samt wer­den über alle Unternehmensgrößen hin­weg zu hohe Kosten (38 %) als größte Her­aus­forderung auf dem Weg zur Dig­i­tal­isierung gese­hen. Kleine Handw­erks­be­triebe (<5 Mitar­bei­t­ende) sehen außer­dem in der Dig­i­tal­isierung oft keinen Mehrw­ert für ihren Betrieb (45 %) und ihre Kund:innen (38 %). In größeren Betrieben (≥50 Mitar­bei­t­ende) wer­den Schwierigkeit­en eher auf IT- und Per­son­alebene verortet: Für rund vier von zehn Befragten zählen die Gewährleis­tung der IT-Sicher­heit (41 %), eine fehlende tech­nis­che Infra­struk­tur (40 %) und man­gel­nde per­son­elle Ressourcen (39 %) zu den größten Herausforderungen.

„Trotz dieser Her­aus­forderun­gen und teil­weise auch der Skep­sis gegenüber neuen Tech­nolo­gien, pla­nen die Betriebe zahlre­iche Dig­i­tal­isierungs­maß­nah­men in den näch­sten zwei Jahren. Der Fokus liegt auf der Opti­mierung der Buch­hal­tung sowie Prozessen mit Lieferant:innen. Weit­ere geplante Maß­nah­men sind – ins­beson­dere bei größeren Unternehmen – in den Bere­ichen der inter­nen Arbeit­sor­gan­i­sa­tion und dem Daten­schutz angedacht,“ so Dr. Kai Hudetz, Geschäfts­führer des IFH KÖLN und Grün­der des ECC KÖLN.

Social Media hat hohe Relevanz im Handwerk

Nahezu jede:r befragte Handwerker:in nutzt min­destens ein dig­i­tales Gerät im beru­flichen All­t­ag: Smart­phone und Desk­top PC kom­men hier­bei am häu­fig­sten zum Ein­satz. Das Inter­net wird von der Hälfte der Befragten (52 %) mehrmals täglich genutzt. Auch das Smart­phone kommt bei drei Vier­tel der Per­so­n­en (76 %), die generell ein Smart­phone beru­flich ver­wen­den, mehrmals täglich zum Ein­satz. Sieben von zehn Handwerker:innen (71 %) geben weit­er­hin an, soziale Medi­en zu diversen Infor­ma­tions- und Kom­mu­nika­tion­szweck­en zu nutzen.

„Während Face­book und What­sApp eher der Kom­mu­nika­tion, beispiel­sweise mit Kolleg:innen oder Kund:innen dienen, ist YouTube ein beliebter Kanal, um sich zu informieren. Vor allem in größeren Unternehmen sind Accounts, die handw­erksspez­i­fis­chen Con­tent bieten, beson­ders gefragt: Mehr als vier von zehn Handwerker:innen fol­gen Händlern oder Her­stellern von Handw­erks­be­darf und Per­so­n­en, die Pro­duk­te oder Prob­lem­lö­sun­gen vorstellen,“ kom­men­tiert Chris­t­ian Otto Grötsch, Grün­der und Geschäfts­führer von dot­Source, die Studie.

Über die Studie

In der dre­it­eili­gen Stu­di­en­rei­he „Wie tickt das deutsche Handw­erk in Zeit­en der Dig­i­tal­isierung?“ unter­suchen das ECC KÖLN und die Dig­i­ta­la­gen­tur dot­Source das deutsche Handw­erk in Hin­blick auf aktuelle Her­aus­forderun­gen, den Gen­er­a­tionswech­sel, Beschaf­fung­sprozesse und weit­ere aktuelle The­men. Hier­für wur­den 350 Handwerker:innen aus ver­schiede­nen Gew­erken und Unternehmensgrößen online befragt. Teil 1 wid­met sich dabei dem Schw­er­punk­t­the­ma „Sta­tus quo und Her­aus­forderun­gen der Dig­i­tal­isierung“. Im Jan­u­ar 2023 wird Teil 2 zum The­ma „Gen­er­a­tionswech­sel im Handw­erk – Wann vol­lzieht sich der grundle­gende Wan­del?“ und im Feb­ru­ar 2023 Teil 3 zum The­ma „Beschaf­fung­sprozesse und (dig­i­tale) Ser­vices im Handw­erk“ veröffentlicht.